Zwischenbericht August 2014
Hilfe für Japan –
730 Kinder aus Fukushima
hatten bis heute die Gelegenheit an insgesamt 7 Feriencamps auf Okinawa teilzunehmen!
Über unser Projekt – „Hilfe für Japan“ wurde unmittelbar nach der dreifachen Katastrophe in 2011 für Kinder in Fukushima ins Leben gerufen.
Im Rahmen dieses Projekts können die Kinder in der unverfälschten Natur Okinawas bei Spiel, Sport und Spaß und gesunder Kost ihr Immunsystem stärken und durch viele Bewegungen das Übergewicht abbauen. Bis jetzt haben insgesamt 730 Kinder und Jugendliche aus Fukushima an sieben Feriencamps auf Okinawa teilgenommen. Das 7. Feriencamp läuft gerade vom 30. Juli bis zum 21. August. Tagesberichte finden Sie auf der Homepage und Facebook-Seite der Okinawa Internationalen Jugendherberge.
Zur aktuellen Situation in Fukushima – 3 Jahre nach der dreifachen Katastrophe hat sich die Lage in Fukushima nicht sehr verbessert. Die Menschen bleiben der Radioaktivität ausgesetzt. Ca. 129.500 Flüchtlinge gibt es allein in Fukushima, in den Gesamtkatastrophengebieten sind das ca. 258.000. Viele von ihnen wissen nicht, ob und wann sie in ihre Heimatorte zurückkehren können. Der Bau von Sozialwohnungen für Katastrophenopfer lässt auf sich warten. Die Dekontaminierung ist ein Katz – und Mausspiel ohne Ende, denn Fukushima besteht zu 70% aus Wäldern und Wälder zu dekontaminieren ist fast unmöglich. Das größte Problem stellt die Entsorgung des radioaktiven Wassers und Mülls dar. Die knapp zwei Millionen Menschen, darunter 257.000 Kinder, in Fukushima sind verunsichert. Die Wissenschaftler sind über die Auswirkung von niedriger aber stetiger radioaktiver Belastung geteilter Meinung.
89 Schilddrüsenkrebs und krebsverdächtige Fälle bei Fukushima-Kindern: Im April 2014 wurde die Ergebnisse der Gesundheits-Untersuchungen von Fukushima-Kindern bekanntgegeben. Demnach wurden bis zum Ende März 2014 von den untersuchten ca. 270.000 Kindern, die zum Zeitpunkt der Katastrophe 2011 unter 18 Jahren alt waren, bei 89 Kindern Schilddrüsenkrebs und andere krebsverdächtige Fälle festgestellt. Ferner wurden bei 40% der untersuchten Kinder Knoten und Zysten festgestellt.
Vor diesem Hintergrund wollen wir das Projekt weiter fortsetzen. Unser Ziel ist es, langfristig Kinder und Jugendliche aus radioaktiv verstrahlten Gebieten in die Ferien zu verschicken. Das Projekt basiert auf Spenden. Bitte unterstützen Sie uns weiterhin!
Deutsch-Japanische Gesellschaft Dortmund,
Yoko Schlütermann
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23. März bis zum 6. April 2014
Das 6. Feriencamp für Fukushima-Kinder auf Okinawa erfolgreich durchgeführt!
Bericht von Seiji Fukushima, unserem Projektpartner und Manager der Okinawa Kokusai Jugendherberge:
Beim VI. Feriencamp haben wir stärkere Unterstützung von der Universität Fukushima und von der Hochschule Biwako Seikei Sport bekommen. Dank dieser tatkräftigen Unterstützung, vielleicht durch das beste Team bisher, konnte das Frühlings Camp ohne Zwischenfälle erfolgreich abgeschlossen werden. Im Allgemeinen kann man sagen, dass zunehmend mehr Mädchen sich für unsere Feriencampsanmelden, und weniger in Gruppen, sondern einzeln. Anfragen treffen immer früher ein. Bzgl. des gerade in Japan heftig diskutierten Themas „Nasenbluten“ vermerkte ein Drittel der Eltern im Anmeldeformular, dass ihre Kinder zuhause Nasenbluten haben. Der Anteil liegt höher als bei Kindern, die an anderen Kinderferienprogrammen auf Okinawa oder in anderen Präfekturen teilgenommen haben. Ferner ist der Anteil bei Mädchen höher als bei Jungen. Auf Grund dieser Situation achten wir beim Speiseplan besonders darauf, neben Meeresalgen-, rutin-, tannin- und eiweißhaltige Nahrungen bzw. Getränke anzubieten. Die Kinder haben unser Essen gern und gut gegessen. In Freizeit spielen Kinder in Gruppen Tennis, Fußball usw. machen jeden Morgen Spaziergang. Als besonderen Programmpunkt gibt es einen grossen Marsch von 46 km bzw. 10km für Kinder je nach Altersschicht. Am Ende des Aufenthalts herrschte bei den Kindern die Meinung überwiegend vor, dass die Dauer des Camps zu kurz sei.
Es ist mittlerweile bekannt geworden, dass Kinder dank der Unterstützung aus Deutschland an diesem Ferienprogramm teilnehmen und sich dabei erholen können. Entsprechend erleben sie bewusst und aktiv das Camp. Die Dankbarkeit gegenüber Menschen in Deutschland ist auch in Unterhaltungen immer häufiger zu hören. Das tägliche Programm wird neben japanisch ebenso auf deutsch ausgehängt. Wenn diese Kinder groß geworden sind, leisten sie vielleicht einen Beitrag für noch bessere Beziehungen beider Länder. Im nächsten und dem VII. Sommercamp vom 30. Juli bis zum 21. August wird eine ehrenamtliche Helferin aus Deutschland kommen.
Im Namen der Kinder möchte ich Ihnen allen in Deutschland für Ihre Unterstützung ganz herzlich danken.
Seiji Fukushima, Mai 2014
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Januar 2014
Neujahrsgruß der Deutsch-Japanischen Gesellschaft
Im vergangenen Dezember besuchte ich Fukushima zum zweiten Mal nach der Katastrophe. Bei vielen Gesprächen mit Menschen vor Ort spürte ich, dass viele von ihnen die Hoffnung nicht aufgegeben haben, im Gegenteil, sie glauben fest daran, Fukushima wieder aufzubauen. Kinder der Grundschulen, die wegen erhöhter Radioaktivität gezwungenermaßen z.B. von Iitate nach Kawamata umgezogen sind, haben das Lachen nicht verlernt. Aber am Rande des Schulhofs der Mittelschule in der Stadt Fukushima liegen noch viele blaue Plastiksäcke. Der Inhalt ist die kontaminierte Erde des Schulhofs. Sie seien nur vorübergehend dort abgestellt, bis man ein Endlager gefunden habe, so der Schuldirektor.
In der Stadt Minamisoma sah ich die Katastrophenspuren so deutlich, als ob die Zeit stehen geblieben wäre. Die Stadt wurde von einer dreifachen Katastrophe heimgesucht: Zuerst vom Erdbeben, dann vom Tsunami und zuallerletzt kam die Havarie des AKWs Fukushima Daiichi. Es wird überall fleißig dekontaminiert. Im betroffenen Küstengebiet stehen halbzerstörte Häuser wie damals im April 2012, als ich mit meinem Mann hier war. Verrostete Autos liegen auf den Feldern, halb verdeckt durch hochgewachsene Gräser, und der Deich, der Wohngebiete vor hohen Wellen schützen sollte, wurde noch nicht repariert. Die Gemeinden, die durch radioaktive Strahlung betroffen sind, werden abhängig von der Strahlenstärke immer wieder neu eingestuft, so dass Wohngebiete mit erhöhter Radioaktivität unmittelbar neben Gebieten zulässiger Radioaktivität zu liegen kommen. Unterwegs von der Stadt Fukushima über Iitate nach Minamisoma zeigte mein Geigerzähler Strahlenwerte zwischen 0.5 und 2 µSv/h. Unsere Fahrt ging weiter zum Bezirk Odaka in Minamisoma. Dieser Bezirk ist seit dem April 2012 zwar nicht mehr Sperrgebiet, man darf tagsüber zum eigenen Haus zurück aber Übernachten ist untersagt. Wir waren um 14:30Uhr dort, aber keine Menschenseele war zu sehen.
Man kann noch so optimistisch sein, aber jeder Mensch verliert irgendwann den Mut, wenn man keine Perspektive hat. Die Anzahl der Menschen nimmt zu, die wegen Radioaktivität ihre Wohnorte verlassen mussten und in die sicher geglaubten Orte wie die Städte Fukushima oder Koriyama ziehen und dort ein neues Leben aufbauen. Aber auch dort ist man vor Strahlung nicht absolut sicher. Ich bin mehr denn je überzeugt, dass wir unser Projekt weiter fortsetzen müssen. Denn es leben jetzt nach 2 Jahren 9 Monaten nach der Katastrophe noch ca. 274.000 Menschen in vorübergehenden Unterkünften und knapp 300.000 Kinder wohnen allein in der Provinz Fukushima.
Auch in diesem Jahr setzen wir unser Projekt fort: Die Feriencamps in 2014 auf Okinawa finden im Frühling vom 23. März bis 6. April und im Sommer vom 30. Juli bis 21. August statt. Wir bitten Sie um Ihre weitere Unterstützung!
Yoko Schlütermann